Ein Paar kommt zurück – und baut gemeinsam neu
Sie saßen wieder vor mir. Nach vier Monaten Pause.
Eine bewusste Entscheidung: Raum lassen. Verdauen. Umsetzen.
Sechs Sitzungen hatten wir vorher miteinander verbracht – sie kamen damals in einer Art Endlosschleife festgesteckter Konflikte.
Sie fühlte sich gefangen – kaum noch echter Kontakt, immer kurz vor …
Er beschrieb es als Sackgasse – Rückzug, Kampf, kein Durchkommen mehr.
Und jetzt?
Jetzt erzählen sie von etwas anderem.
Davon, dass sie Konflikte heute anders erleben – weniger absolut, nicht mehr so endgültig.
Dass sich eine neue Haltung eingestellt hat: stärker, freier, bewusster.
Dass jeder für sich – und beide miteinander – nicht mehr aus Automatismus handeln, sondern aus Wahl.
„Wir haben mehr Optionen“, sagt sie.
„Es gibt wieder ein echtes Miteinander“, sagt er.
Sie lachen zwischendurch. Und wirken viel freier.
Heute stellen sie sich eine neue Frage:
„Was sind eigentlich meine Bedürfnisse in unserer Beziehung – und passen sie zu deinen?“
Ein mutiger Schritt. Ein ehrlicher.
Mich berührt das sehr.
Ich stelle eine Frage in den Raum:
„Was machen wir mit dem neuen Raum, der zwischen euch entstanden ist?“
Und plötzlich wird es ganz lebendig.
Sie fangen an, Räume zu bauen.
Ein gemeinsames Haus entsteht – Raum für Raum.
Ein Raum für Nähe.
Ein Raum für Rückzug.
Ein Raum, in dem gestritten werden darf – mal wie ein Boxring, mal wie eine Erste-Hilfe-Station.
Ein Raum der Begegnung: Ich. Du. Und dazwischen ein WIR.
Sie werden kreativ, kindlich, ehrlich.
Sie lachen.
Sie erlauben sich Wünsche, sogar Sehnsüchte.
Und ich begleite sie – mit sanften Impulsen, mit Erlaubnis zur Leichtigkeit, mit dem Vertrauen, dass neue Räume nicht perfekt sein müssen. Nur bewohnbar.
Ich bin dankbar.
Für diese Stunde.
Für ihren Mut.
Und für die Erinnerung daran, dass Beziehung manchmal einfach nur neue Räume braucht – und jemanden, der sie gemeinsam mit ihnen betritt.


